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Ankern oder Kentern

Ankern oder Kentern

 

Das Leben kann stürmisch sein, auf hoher See aber auch an Land! In den vergangenen Wochen haben viele Leute in Deutschland gespürt, was „Land unter“ bedeutet und den Schlamm im Haus zu haben, das Auto weggerissen. Was bedeutet es alles zu verlieren und selbst in Todesgefahr zu geraten?

 

Das Leben ist stürmisch für die, die da auf dem Mittelmeer seit Tagen auf einem Schiff gefangen waren, schwangere Frauen, Kinder, fliehende Menschen mit nur dem was sie am Leib tragen?

 

Es ist gut wenn man einen sicheren Ort hat dann, wenn einem das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht.

 

Es ist so erholsam, bei ruhiger See ankern zu können und sicheres Land in Sichtweite zu haben! 

 

Andere sagen: ANKERN heißt „Ankunft, Entscheidung, kommunale Verteilung bzw. Rückführung“ und sie meinen: möglichst schnell und möglichst viele Geflüchtete wieder abschieben, Ihnen gar nicht die Gelegenheit zu geben auszuruhen sondern gleich wieder in den Sturm zu schicken. Denn sie meinen: Das Boot ist voll und droht zu kentern.

 

Was ist los mit uns? Wieviel Herz schlägt in uns und ist der kühle Kopf schon gefroren?

 

Eine Familie ist 3 Jahre mit ihren 3 kleinen Kindern auf der Flucht durch aller Herren Länder. Die junge Mutter konnte nicht mehr. Sie wollte sich das Leben nehmen: Es war kein Halt mehr da. Jetzt sind sie hier in Deutschland, im „Kirchenasyl“, erwarten ein faires Asylverfahren und die Mutter kann wieder schlafen, ohne Angst,aber mit einem Trauma. 

 

Gemeinsam sitzen wir in einem Boot der Welt. Kentern heißt: alle gehen unter, oder : Wir müssen mit dem Tod der Ertrunkenen leben weil wir keine größeren Schiffe gebaut haben. 

 

In einem christlichen Lied heißt es: „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit...es fährt vom Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr, Verzweiflung,  Hoffnung,  Kampf und Sieg....Und immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn? Wird es nicht untergehn? Bleibe bei uns, Herr (Jesus)!, denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer. Im Schiff, das sich Gemeinde nennt, muss eine Mannschaft sein, sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein. Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht; wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt das Ganze nicht.Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammen schweißt in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist...“

 

Gedanken zur Woche in der MAZ 16.-17.6 von Pfarrer J.Kölbel