Teilen auf Facebook   Teilen auf X   Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

Einkaufen und Einkehren

Gedanken zum Wochenende 2.-3.Mai 2020 von Pfarrer Johannes Kölbel

 

Einkaufen und Einkehren

 

Alles ist jetzt anders.

In Spanien sollen Menschen zum Supermarkt gegangen sein, einfach um einen Apfel zu kaufen. Das taten sie am Tag mehrmals.

Einfach rauskommen, an die frische Luft, unter Menschen sein, mittels einem Apfel einerseits, andererseits die Vorsichtsmaßnahme, dass eine Mindestsumme ausgegeben werden muss.

Einerseits reichlich Toilettenpapier horten als würde morgen die Welt untergehen, andererseits Unbekümmertheit beim gemeinsamen Picknicken im Stadtpark.

Und Einkehren geht nicht. Geschlossene Gaststätten.

Und Einkehren zu sich selbst? Wie geht das? Es ist schwer bei mir zu bleiben. Das bin ich nicht gewohnt.

Für Christen fallen Gottesdienste aus. Die Muslime vermissen ihre Moschee, die Juden ihre Synagogen, den Fussballfans fehlt das Stadion.

Alles ist anders. Es hat uns alle getroffen. Kaum ein Raus. Kaum ein Fern.

Doch Einkehren zu sich kann überraschen. Das Alleinsein verbirgt Schätze. Das was ich bisher hatte weiß ich neu zu schätzen. Meine Beziehungen ordne ich neu. Nicht alle bleiben meine Freunde. Andere kommen hinzu.

Ich unterscheide Wichtiges von Unwichtigem. Ich höre die Vögel aufmerksamer. Meine Worte wähle ich genauer. Die Sehnsucht nach Geborgenheit und nach Zärtlichkeit wächst.

Wie gut dass es das Telefon gibt. Ich spüre: Ich bin nicht allein. Im Austausch ändert sich die Lage nicht sofort. Doch eine Gelassenheit stellt sich ein.

Die Psalmen des Alten Testamentes sind Telefongespräche mit Gott. „Aus der Tiefe rufe ich zu Dir Gott. erhöre mich! sagt ein Mensch in der Not. Und Gott wird so erfahren, dass er sagt: „Mensch, rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten!“ Psalm 50,15.

Martin Luther hat Gott sehr persönlich in der Reformationszeit als Sicherheit erlebt. „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffe. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen....“ hat er frei nach dem Psalm 46 geschrieben.

Das ist Mut zum klaren Wort und zur solidarischen Tat. Das ist Gottvertrauen. Vielleicht heute so oder anders:

Einen (Apfel)baum pflanzen, auch wenn morgen die Welt unterginge!